Die künstlerische Haltung von Nathanaël Gourdin nimmt bereits während seines Studiums an der École Régionale des Beaux-Arts de Saint-Étienne (heute École Supérieure d’Art et Design de Saint-Étienne) Form an.
Fasziniert durch die Kraft der Farbe(n) entwickelt er zunächst eine große Leidenschaft für Expressionismus, zunehmend in seinen abstrakten Formen. Im Vordergrund steht dabei sein Fokus auf die sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung gegenüber dem künstlerischen Gegenstand.
In diesem Zusammenhang rückt die Beschäftigung mit Darstellungsprinzipien jenseits des Figurativen in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit dem Bildmotiv. Die formale Reduktion wird dabei zum Mittel der Konzentration, um die erzählerische Ebene weitestgehend zugunsten eines Selbstzwecks der Form zu reduzieren. Das entstehende Motiv oder die geschöpfte Form stehen bewusst für sich, um den visuellen Sinn der Betrachterin oder des Betrachters anzusprechen, direkt, ehrlich, ursprünglich, ohne Geschichte.
Bewusst spielt die formale Welt seiner Darstellungen mit der zwischen Zwei- und Dreidimensionalität wahrgenommenen optischen Vibration. Dieser visuelle Reiz bildet einen der wesentlichen Aspekte der Arbeit Nathanaël Gourdins, von der Ausbildung her (Möbel-)Designer. Hier steht eindeutig die Frage, wie Bilder zu Objekten und Objekte bildhaft werden. Daraus folgend stellt sich die Frage des Status des Kunstwerks, des Gegenstands. Wieviel Raum beansprucht die Form? Wie besetzt sie den Raum? Wieviel Raum schafft sie (um sich)?
In diesem Kontext kommt der Dynamik eine besondere Rolle zu. Wie steht die Form in Bezug auf die betrachtende Person? Wie interagiert sie visuell oder räumlich mit der betrachtenden Person? Wie bewegend ist die Form? Welches Ordnungssystem führt zu Ihrer Bewegung bzw. zur Bewegung der Betrachterin oder des Betrachters?
Mit diesem Dialog zwischen Kunst, Design und dem Hinterfragen des Gegenstands im Allgemein steht von Anfang an die Beschäftigung mit dem Bauen, Konstruieren und Erleben als eine bescheidene, wesentliche menschliche Betätigung und Erfahrung.